Kritik |
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| Tagesspiegel am Mittwoch dem 19. Oktober 1994 |
Mit erstaunlicher Präzision und Durchsichtigkeit realisierte die Sinfonietta 44 bei ihrem Konzert im Kammermusiksaal der Philharmonie die rhythmisch vertrackte Partitur von Manuel de Fallas "Meister Pedros Puppenspiel". Karl Schneider sang den Schausteller mit ironisierendem Tenor-Schmelz; Eiko Morikawa den Jungen mit hinreißender Natürlichkeit; und Dietmar Born beeindruckte mit sonorem Baß-Timbre als verrückt werdender Don Quijote, der das Puppenspiel zertrümmerte.
André de Ridder ließ den Notentext der selten komplett zu hörenden Bühnenmusik Beethovens zu Goethes "Egmont" suggestiv zur Geltung kommen: mit klaren Akzenten und umschweifloser Direktheit beleuchtete er die musikalischen Details. Tim Grobe (Egmont) rief mit beeindruckender Intensität von der Empore herab zum Freiheitskampf auf; Üzgür Kesim (Oranien) riet Egmont mit wahrer Verzweiflung zur Flucht; und Almut Wilker (Klärchen) imponierte mit ihrer klaren Stimme, die von liebevoller Verehrung Egmonts in stille Verzweiflung umschlug. Ihre beiden Lieder trug sie außerdordentlich deutlich und durchsichtig vor - sie wurden zum besonderen Erlebnis.
Das Ergebnis dieses Studenten- und Liebhaberprojekts läßt sich durchaus mit dem mancher "Profis" messen - auch wenn hier mal ein Einsatz klapperte und dort die Intonation der recht dünn besetzten Streicher nicht ganz stimmte. Die Sinfonietta 44 hat sich zu einem der interessantesten Jugendorchester Berlins entwickelt - auch dank der interessanten Programmauswahl und der vielversprechenden dirigentischen Begabung ihres jungen Leiters André de Ridder.
GREGOR SCHMITZ-STEVENS
(c) Sinfonietta 92 e.V. / Änderungen und Tippfehler vorbehalten.
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