Kritik |
Der Tagesspiegel am Freitag dem 12. Januar 1996 |
Die "Sinfonietta44", 1992 in Neukölln gegründet, ist Berlins jüngstes Jugendorchester. Auch das Programm ihres Konzertes im Kammermusiksaal der Philharmonie war wieder anspruchsvoll und ehrgeizig. Spanisches Kolorit und Klangfarbenzauber entfalteten die jungen Musiker in Manuel de Fallas "EI Amor Brujo" (Der Liebeszauber, Erstfassung von 1915). In den Instrumentalteilen beeindruckten die solistischen Bläser und das Streichorchester mit tänzerisch-rhythmischer Prägnanz. Kaum zu glauben, daß hier zum größten Teil Laien musizieren! Márta Rósza gestaltete mit ihrem dunkel timbrierten Mezzosopran die eingestreuten Lieder von Liebe, Leidenschaft und Eifersucht mitreißend - eine vielversprechende junge Stimme.
Auch in "Octandre" von Edgard Varèse imponierten die Solobläser. Klangschön und genau gestalteten sie die schwierige Partitur.
In Robert Schumanns Vierter Sinfonie (Erstfassung von 1841) schien es zunächst so, als gelange das Orchester an seine technischen Grenzen: jede Ungenauigkeit war zu hören, und vor allem die Balance zum lauten Blech war kaum zu erreichen. Doch spielten sich die jungen Musiker im Verlauf der Sinfonie in euphorischen Schwung: Scherzo und Finale gelangen furios. Eine erfrischende Sicht auf ein inzwischen häufig zu hörendes Stück. Die "Sinfonietta44" hat sich ein eigenes Profil erspielt und braucht den Vergleich selbst mit etablierten Ensembles nicht zu scheuen.
GREGOR SCHMITZ-STEVENS
(c) Sinfonietta 92 e.V. / Änderungen und Tippfehler vorbehalten.
Änderungswüsche und Hinweise bitte an Adrian Voßkühler
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