Igor Stravinsky

17.6.1882 - 6.4.1971

geboren am 17. (5.) Juni 1882 in Oranienbaum (jetzt Lomonossov) bei St. Petersburg, wuchs als Sohn des Bassisten an der Kaiserlichen Oper Fjodor Stravinskij im Spannungsfeld zwischen großstädtischer und ländlich-bäuerlicher Kultur einerseits, zwischen orthodoxer Strenggläubigkeit und westeuropäisch-liberalem Denken andererseits auf.

Stravinskij, der neben der Schule privaten Klavier- und Kompositionsunterricht erhielt und dann Jura an der Universität St. Petersburg studierte, besuchte nie ein Konservatorium; die Freundschaft zur Familie Nikolaj Rimskij-Korsakovs ermöglichte ihm über Jahre hin privaten Unterricht bis zu Rimskijs Tod 1908. Werke wie die Symphonie in Es op. 1 (1905/07) entstanden unter strikter Kontrolle des Lehrers. – Mit Feu d’artifice op. 4 (1908) beeindruckte Stravinskij den Leiter des Russischen Balletts Paris, Sergej Djagilev, der ihn zunächst für Orchestrierungsarbeiten verpflichtete und 1909 die Feuervogel-Musik bestellte. 1910 war dieses erste bedeutende Ballett der »Russischen Phase« beendet, die mit der Geschichte vom Soldaten (1918/19) ihren Abschluss und Wendepunkt fand.

1910 – 1914 lebte und komponierte Stravinskij abwechselnd in Ustilug/Wolhynien und Clarens/ Schweiz. Die UA von Le Sacre du Printemps entfachte 1913 in Paris, wohl v. a. wegen der Choreographie Vaclav Nijinskys, einen der größten Theaterskandale.

Mit Beginn des Kriegs 1914 wurde die Schweiz zum Refugium; die von außen vorgegebene Beschränkung der Mittel erforderte – nach den extensiven Ballettpartituren – neue Konzeptionen eines reduzierten Musiktheaters mit revolutionärer Verfremdungsästhetik. Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Dichter C. F. Ramuz, der Renard (1915/16) und Les Noces (1914/23) übersetzte und die Geschichte vom Soldaten zusammen mit Stravinskij schuf, und mit dem Dirigenten Ernest Ansermet halfen dem Komponisten, der (bis auf Italien) sämtliche europäischen »Märkte« verloren hatte. Ansermet vermittelte ihm auch Kenntnisse des Jazz, die in Stücken wie dem Ragtime für elf lnstrumente (1918) umgesetzt wurden.

Im Jahr 1920, das mit Pulcinella (nach Pergolesi; Ausstattung der UA: Pablo Picasso) den Beginn der neoklassizistischen Phase Stravinskijs markiert, übersiedelte er mit der Familie nach Frankreich, wo er u. a. mit Jean Cocteau, Andre Gide und Henri Matisse kooperierte. 1926 schloss sich der Komponist erneut der orthodoxen Kirche an und schrieb auch zahlreiche Werke für dieses Umfeld, darunter die Psalmensymphonie (1930).

Die politischen Verhältnisse in Europa veranlassten ihn 1939 zur Übersiedlung in die USA. Stravinskij hielt an der Harvard University Vorträge, die 1942 publiziert wurden (Musikalische Poetik). Aus urheberrechtlichen Gründen revidierte er zahlreiche frühere Partituren. Die Oper The Rake’s Progress (W. H. Auden/ Ch. Kallman, 1950) war Endpunkt der neoklassizistischen Phase.

Das primär dodekaphone Spätwerk verleugnet nie die ästhetischen Prinzipien der Poetik; die konzentrierte Klanglichkeit Weberns, verknüpft mit kontrapunktischen Denkweisen J. S. Bachs, wird nun bestimmend. Zahlreiche Europa-Besuche kulminierten – nach Stravinskijs »Rehabilitierung« in der nachstalinistischen UdSSR – 1962 im Wiedersehen mit Russland. Er starb am 6. April 1971 in New York.


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