Franz Schubert

31.1.1797 - 19.11.1828


Wenn Franz Schubert als der Komponist gilt, der als erster "den Aufschrei, die Gemütserregung des menschlichen Herzens" - so der Schubert-Biograph M. J. E. Brown - unmittelbar in Musik gesetzt hat. so war damit lange Zeit zuallererst wohl der Liederkomponist gemeint. Als 1897 die alte Schubert-Gesamtausgabe abgeschlossen war, nahm man erstaunt zur Kenntnis, daß es da, neben zahlreichen Opern und Messen ein umfangreiches (Euvre an Kammer-. Klavier- und Orchestermusik zu entdecken gab. (In der kirchenmusikalischen Praxis existierte allerdings eine nicht unterbrochene Aufführungstradition von Schubert-Messen: nicht nur der populären Deutschen Messe, sondern auch von der nur mit Streichern und Orgel besetzten frühen G-Dur-Messe, der B-Dur-, vor allem aber der großartigen Missae solemnes in As- und Es-Dur.)

Bis in die 50er Jahre unseres Jhs. wurde die Unvollendete sehr oft, die "Große" C-Dur-Symphonie (Nr. 8) selten, die anderen, mit gelegentlicher Ausnahme der Fünften, so gut wie nie gespielt. Nun könnte man sich darin durch Schubert selbst bestätigt sehen, der seine 6 ersten Symphonien in der Tat zuerst für den halb-privaten Rahmen des Konvikt-Orchesters geschrieben hat; öffentliche Aufführungen davon gab es zu Schuberts Lebzeiten nicht. Wenn Schubert dann vom Vorhaben der "großen Sinfonie" sprach, ist darin allerdings auch der Anspruch des professionellen Komponisten mitgemeint, vor dem Urteil der Öffentlichkeit bestehen zu können. Das Vorurteil, als Instrumentalkomponist sei Schubert übers klassizischte Epigonentum nie hinausgekommen, hat sich gehalten. In der Tat hat er dem Jugendfreund Spaun gestanden: "Heimlich im Stillen hoffe ich wohl selbst noch etwas aus mir machen zu können, aber wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen?« Aber neben Bewunderung, und Bescheidenheit kommt in dieser Formulierung zumindest indirekt ein Selbstbewußtsein zu Taue, das wohl begründet war: Die ersten Kompositionsversuche des 13- und 14jährigen waren Klavierphantasien gewesen; es folgten Streichquartette, Symphonien, Lieder, Opern, Messen. Es lassen sich schon in solchen frühen Werken Ankläge des späteren, unverwechselbaren, Schubert-Tons nachweisen.

Selbstverständlich orientierte er sich an den Vorbildern Mozart und Haydn, ist er doch mit deren Musik als einer Muttersprache aufgewachsen. Der Warnung seines Kompositionslehrers Salieri, Beethovensche "Bizarrerien" nicht zu imitieren, hätte es wohl nicht bedurft: Von Anfang an ging Schubert seinen eigenen Weg. In, einer Rezension zu seiner ersten gedruckten Sonate (a-moll, op. 42 D 845 - ihr gingen 15 unveröffentlichte Sonaten und etliche Fragmente voraus) hieß es damals, dieses Werk könne "wohl nur mit den grössesten und freyesten Sonaten Beethovens verglichen werden". Die Zeitgenossen nahmen die Qualität Beethovens zum Maßstab, nicht aber setzten sie den spezifischen T y p u s der Beethovensonate als zu erfüllende Norm voraus. Genau das aber tat man schon bald nach Schuberts Tod - und begründete damit den Vorwurf des Epigonentums. Die Andersartigkeit Schuberts wurde als sein Mangel angesehen, während Beethoven selbst den um 30 Jahre jüngeren anerkannt hatte. Das logisch deduzierbare Vorgehen Beethovens, das die tektonischen Prinzipien der Sonatenform in jedem Werk neu bestätigt, und sei es - wie im Spätwerk - durch Negation, war Schubert offenbar wesensfremd. Sein Kompositionsverfahren wäre am ehesten als "assoziativ" zu beschreiben: ein Sich-Hingeben an den lyrischen Gedanken und dessen Metamorphosen, abrupte Stimmungswechsel, Ein- und Abbrüche genauso hinnehmend wie schier endloses Kreisen um oder in sich selbst. Technisch gesprochen hat man es zu tun etwa mit Änderungen des Metrums und Akzentverschiebungen, mit Dur-Moll-Antagonismen, Verschleierung der Grundtonart, Übergang in entfernt oder gar nicht, verwandte Tonarten. Das Dominante-Tonika-Verhältnis, fundamentales Bauprinzip der Wiener Klassik, verliert bei Schubert die Eindeutigkeit seiner Zielrichtung. Dabei sieht es so aus, daß Schuberts Suchen nach einer symphonischen Form "nach Beethoven" in den späteren Jahren noch intensiver war. So sehr die Unvollendete und die "Große" C-Dur-Symphonie neue Wege wiesen, so sehr arbeitete Schubert weiterhin am symphonischen Projekt: das belegen die 3 Entwürfe zwischen 1818 und 1822 und vor allem der letzte aus seinem Todesjahr 1828, einem dreisätzigen Symphonischen Fragment in D (D 936 a), an dem Intentionen erkennbar werden, "die über alle Grenzen der klassischen Sinfonik weit hinausgreifen" (Peter Gülke). Franz Schubert, geboren am 31. Januar 1797 in Liechtenthal bei Wien und unter äußerst beengten, kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, mußte sich seine musikalische Ausbildung und das Dasein als freischaffender Komponist« mühsam erkämpfen: Die Arbeit als Schulgehilfe verlängerte nur die soziale und innere Abhängigkeit von Familie und Umgebung, so daß er es vorzog, unter ärmlichsten Verhältnissen zu leben, statt sich in irgendwelche Dienste zu begeben. Aus Wien, wo er zu Lebzeiten nur als Liederkomponist bekannt war, ist er seit 1818 nicht mehr hinausgekommen. Er starb am 19. November 1828.


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